Schutzgeisterchen mit dem kleinen Mutköfferchen... - Eine Bildergeschichte
Manchmal braucht es gar nicht viel, um ein kleines Wunder auf Papier zu bringen:
Ein A4-Blatt, daraus 8 gefaltete Seiten, ein Fineliner, ein Bleistift, ein buntes Deckblatt und nicht zu vergessen:
Mein kleiner, selbst geschnitzter Stempel in Vögelchen-Form…
Eine Mini-Geschichte im Zine-Format
Und zack, schon ist eine Mini-Geschichte fertig.
Ein kleines Heft, entstanden durch Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, als ich unser kleines Flausenküken ins Bett bringen wollte und sie spontan nach dem kleinen Schutzengel griff, der schon seit ewigen Zeiten an der Lampe hängt.
Diese kleine Geschichte sammelt keine Wörter oder Sätze oder füllt gar einen ganzen Roman. Es sind nur ein paar Zeichnungen. Schnell skizziert und der Text in Handschrift eingefügt. Aber all das kommt irgendwie von Herzen.
Es ist un-perfekt. Un-gezwungen. Und trotzdem irgendwie genau richtig.
Genau ich.
Sogar ein paar alte Bekannte haben sich freundlicherweise wieder eingeschlichen.
Mein Mann nennt sie liebevoll
Meine Kartoffelmännchen...
Auch sie sind vollkommen un-perfekt. Ja, fast sogar un-fertig und kommen ein bisschen wie Kopffüßler daher. Die kleinen Knubbelköpfe. Aber ich liebe sie. 🥰
Hier siehst Du die Geschichte im Schnelldurchlauf:
Und jetzt, wohin soll die Reise gehen?
Himmelwärts?
Seitwärts?
Rückwärts?
Vorwärts?
Mein Hirn sagt darauf das gleiche, wie das Flausenvögelchen in der Geschichte.
Keine Ahnung!
Hauptsache in Begleitung. :)
Und genau deshalb gibt es in dieser besonderen Flausen-Sonderpost
(Mehr Infos zu den Flausenbriefen (der Flausenpost plus Briefmarke) gibt es hier)
ein kleines Extra für alle Abonnent:innen:
Ein kleines Schutzgeisterchen hüpft mit in den Umschlag.
Wie das aussieht, verrat ich aber noch nicht ;)
…
Ich hoffe, auch auf Deinem Weg, wo auch immer Du gerade stehst, oder gehst, begleitet Dich ein Schutzgeisterchen und versorgt Dich mit dem Inhalt eines Mut-Köfferchens.
Alles Liebe und Herzliche Flausengrüße
Anna
P.S. Wenn Du die Flausenbriefe (Flausenpost plus Briefmarke) abonnieren möchtest, aber Du noch nicht so weist, was das überhaupt ist, kannst Du dir alles hier in Ruhe anschauen:
Hummel-Limo / Eine Motivations-Geschichte vom Neudenken und Umdenken
Vermutlich kennst Du den Teil vieler amerikanischer Filme, in denen an irgendeinem Straßenrand Kinder hinter einem Klapptisch Limo verkaufen. Oder?
Auch Mia, aus der folgenden Geschichte möchte das, doch der erhoffte Erfolg bleibt aus – bis sie dem Ganzen einen neuen Namen gibt. Und einen größeren Sinn.
Ich wollte eine Motivations-Geschichte für mich selber schreiben.
Eine Geschichte, die davon handelt, dass es ok ist,
unperfekt zu starten, um dann immer wieder an der Idee zu tüfteln, sie zu verbessern, bis es sich gut anfühlt…
Diese Geschichte ist für dich wenn:
Du eine Geschichte vom Durchhalten und Umdenken suchst
Du Hummeln magst (sind die nicht einfach großartig?)
Du das Gefühl hast, deine Idee findet kein Gehör und du kurz vorm Aufgeben bist (halte durch!)
Du manchmal denkst: „Was bringt das alles eigentlich?“ (sehr viel!)
Du daran glauben willst, dass kleine Dinge Großes bewirken können.
Du Lust auf eine Geschichte mit positivem Mindset hast.
Die Geschichte ist sozusagen eine Lies-mich-wenn-Du-gerade-an-Dir-oder-einem-deiner-Vorhaben-zweifelst-Geschichte.
Passt für dich? Dann lies weiter…
Motivations-Geschichte:
Hummel-Limo
(Lesedauer: ca. 5 Minuten)
Die Luft flimmerte über der Stadt. Die heißen Strahlen der Sonne hatten längst das Zepter des Tages übernommen – dabei war es noch nicht einmal elf Uhr, an diesem Samstag im Juni.
Trotz der Hitze – oder vielleicht gerade deshalb – klappte Mia ihren Campingtisch auf. Direkt unter dem Kastanienbaum vor der Tür, gegenüber der Bushaltestelle. Darauf stellte sie einen Krug mit Zitronenlimonade, ein paar Plastikbecher und ein handgeschriebenes Pappschild mit den Worten:
Limo – 1 Euro.
Sie setzte sich auf ihren wackeligen Hocker, stellte noch ihr rosa Sparschwein als Geldkassette dazu und ließ den Blick erwartungsvoll über die Straße schweifen. Gleich würde bestimmt jemand anhalten, sie anlächeln und einen Becher kaufen. Doch die Menschen hasteten nur mit müden, abwesenden Gesichtern vorbei. Manche waren beladen mit Einkaufstüten. Andere starrten gebannt auf ihre Handys, als wären es kostbare Diamanten, die man ständig neu bewundern müsse.
Aus der Haustür nebenan kam eine Frau, grüßte freundlich und warf einen neugierigen Blick auf das Limonaden-Schild. Eine große Sonnenbrille saß auf ihrer Nase und ein luftiger Strohhut warf bunte Sprenkel auf ihr Gesicht. „Oh, das klingt gut“, sagte sie und zückte einen Euro. Während Mia glücklich ihren ersten Becher füllte, schaute die Frau in die Baumkrone über ihnen.
„Die Bäume haben bestimmt auch Durst“, murmelte die Nachbarin wie zu sich selbst und nahm ihren Becher entgegen. Dann wünschte sie Mia noch viel Erfolg und ging zur Bushaltestelle hinüber.
Einen Augenblick später kam auch schon der Bus. Er bremste und die Türen öffneten sich zischend. Die Frau mit dem Strohhut stieg ein und ein paar andere Menschen stiegen aus. Dann fuhr der Bus wieder los. Zwei Leute, die ausgestiegen waren, wechselten sogleich die Straßenseite und kamen an Mia und ihrem Stand vorbei. Wieder lächelte sie und grüßte freundlich, doch eine Limo kaufen wollten sie nicht.
Mia seufzte und wartete auf die nächsten möglichen Kunden, aber nur vereinzelt hastete jemand an ihr vorbei – und irgendwie hatte keiner Interesse an einer leckeren Limo.
Nach einer Weile strich Mia sich seufzend eine Haarsträhne aus dem sonnengeröteten Gesicht. Sie war so durstig, dass sie sich kurzerhand selbst eine Limo gönnte. Mit dem Becher in der Hand, blickte sie nach oben, wie vorhin die Nachbarin mit dem Strohhut. Der Kastanienbaum über ihr, ließ seine Blätter schlapp und kraftlos herunterhängen. Er wirkte wirklich ein bisschen durstig.
Mia nippte noch mal an ihrer Limo und da sowieso gerade keine Menschenseele etwas kaufen wollte, lief sie kurzerhand ins Haus und holte die Gießkanne aus dem Innenhof. Im Hausflur, da, wo auch der Putzeimer und der Wischmopp fürs Treppenhaus standen, füllte sie die Kanne am Wasserhahn auf. Damit lief sie zum Kastanienbaum und goss den Inhalt an dessen Wurzel aus. Sofort war das Wasser versickert und sie lief noch mal los. Ein paar Mal hin und her. Mia war so konzentriert, dass sie gar nicht merkte, wie jemand das Fenster im Erdgeschoss öffnete.
„Sag mal, spinnst du?“, rief eine Stimme heraus, „Das ist unser gemeinsames Wasser. Wer soll das denn alles bezahlen?“
Mia schreckte zusammen. Die Vermieterin, die im Erdgeschoss wohnte, lugte mit strenger Miene aus dem Fenster. Mia sah erst auf die Gießkanne und dann verlegen zur anderen Straßenseite. Und da blieb ihr Blick an der Reklametafel der Bushaltestelle hängen. Eine verschwitzte Gärtnerin, umringt von einem Schwarm Insekten, hielt dort eine Schaufel hoch. Darüber stand: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Da kam Mia eine Idee. Sie drehte den Kopf zur Vermieterin und grinste: „Ich zahl’s Ihnen
zurück.“ Dann lief sie geschwind zu ihrem Stand, schnappte sich einen Stift, kaute einen Moment darauf herum und schrieb dann ein neues Schild mit den Worten:
Hummellimo – 1 Euro.
Darunter zeichnete sie eine dicke, fette Hummel, die auf einer Blume saß.
Die Vermieterin blickte stirnrunzelnd aus dem Fenster. „Was soll das denn jetzt werden?“
Doch Mia ließ sich nicht beirren. Stattdessen fiel ihr Blick auf das Fensterbrett der Vermieterin, wo ein paar halb vertrocknete Kräuter in Töpfen standen und ihr kam eine weitere Idee. „Darf ich die unter den Baum stellen?“, fragte sie. Die Vermieterin zuckte mit den Achseln. „Die sind eh schon fast vertrocknet, meinetwegen.“
Und während Mia die Pflanzen unter den Kastanienbaum stellte, da, wo sie vorhin die Erde gegossen hatte, blieb eine Frau mit Kinderwagen vor ihrem Stand stehen. „Hummellimo? Was ist denn das Besonderes?“, fragte sie und betrachtete neugierig das Schild.
Mia stand auf. In der Zwischenzeit hatte sie sich einen Spruch überlegt und sagte nun mit leuchtenden Augen: „Hummeln brauchen Nektar. Und Blumen brauchen Wasser. Wo Blumen und Hummeln sind, kommen auch Vögel. Und Vögel brauchen Bäume. Mit jedem Becher Hummellimo, retten Sie alles davon – gleichzeitig!“
Die Frau lächelte anerkennend. „Na, wenn das so einfach ist, dann hätte ich sehr gerne einen
Becher davon.“ Und Mia hüpfte vor Freude in die Luft.
Bald blieb die Frau mit dem Kinderwagen nicht mehr die einzige Kundin. Nach und nach kamen immer mehr Menschen an Mias Stand. Teils schlenderten sie von der Bushaltestelle herüber, teils kamen sie aus der Nachbarschaft. Und viele kauften einen Becher Hummellimo.
Jeder, der seinen Euro in das rosa Sparschwein auf dem Tisch warf, durfte seinen Becher daraufhin selbst aus der großen Gieskanne mit klarem Wasser füllen und über der Erde ausgießen. Manche gossen das Wasser in die Kräutertöpfe, andere direkt an die Wurzel des Baumes. Ein Nachbarkind kam mit seiner Oma vorbei und brachte sogar eine eigene, kleine Gießkanne mit.
Als der Abend nahte, hatten sich die Kräuter in den Töpfen sichtlich erholt und die Vermieterin trat vor die Haustür. Stirnrunzelnd beäugte sie ihre Pflanzen und sagte: „Verrückt. Ich dachte, die wären schon tot.“ Sie ging näher ran und bestaunte die kleinen Blüten auf einem Rosmarinstrauch – und da, tatsächlich, brummte eine Hummel heran und ließ sich auf dem Strauch nieder. Zusammen mit Mia beobachtete sie, wie das Insekt seinen Rüssel vorsichtig in eine Blüte steckte.
„Es hat geklappt!“, rief Mia und klatschte in die Hände. Sie sprang lachend zu ihrem rosa Sparschwein, schüttelte es und es klimperte verheißungsvoll darin. Sie reichte das Schwein der Vermieterin und sagte: „Und das sollte für die Wasserrechnung reichen.“
Da lachte auch die Vermieterin und sagte: „Lass mal gut sein. Irgendwie hat mich dein Spruch mit den Hummeln doch ein bisschen nachdenklich gemacht.“
Anna Voge, 2025
Ich wünsch Dir Mut zum Umdenken
Nicht immer müssen wir alles wissen und alles können, bevor wir beginnen.
Du musst nicht perfekt starten. Ich auch nicht :) Wir dürfen ausprobieren, stolpern, umdenken, und wenn nötig einen Kopfstand machen – und dabei, vielleicht ganz nebenbei und unbemerkt entdecken, was wirklich zählt - wie Mia mit ihrer Hummellimo.
Dabei wünsch ich Dir viel Freude.
Alles Liebe,
Anna
Kennst Du schon die Flausenpost plus Briefmarke?
Die Flausenpost ist ein monatlicher liebevoller Brief, der mit einer frischen Geschichte direkt zu Dir nach Hause kommt.
Die Geschichte Hummellimo gab es in der Flausenpost Nr. 4.
Mehr Infos dazu gibt es hier :
Die Farbe der Liebe - Eine Geschichte über die große Kraft kleiner Gesten
Der Valentinstag steht vor der Tür
und damit selbst gebastelte (oder gekaufte 😉) Karten mit Herzchen drauf, überfüllte Restaurants und jede Menge Blumenbestellungen.
Doch wahre Verbundenheit zeigt sich ja nicht nur an diesem einen Tag im Jahr, sondern immer wieder und oftmals ganz subtil in den kleinen Gesten des Alltags.
Und die müssen gar nicht teuer sein.
Kennst Du noch die alten Kaugummi-Automaten? Dort konnte man sich für ein bisschen Kleingeld einen Ring ziehen.
Und so ein Ring spielt in der folgenden Geschichte eine entscheidende Rolle.
Wenn du magst, lass dich inspirieren und lies weiter.
Die Farbe der Liebe
Ein junges Mädchen saß in der Eisdiele und betrachtete gedankenverloren den Ring, den sie vorhin aus einem Kaugummiautomaten gezogen hatte.
Er würde die Farbe je nach Stimmung wechseln, hatte auf dem beigefügten Zettel gestanden.
Momentan schimmerte er hellblau. Angeblich hieß das: Entspannt.
Das Mädchen blickte auf und sah die beiden Jungs an, die ihr gegenüber saßen. Der eine mit wuscheligem Lockenkopf, der andere mit langem glatten Zopf.
Beide hatten ihr eine Kugel Eis spendiert und beide mochte sie. Doch sie konnte sich nicht entscheiden, wen sie noch ein bisschen mehr mochte.
Daher legte sie ihre Hand auf den Tisch, sodass die Jungs den Ring aus dem Automaten sehen konnten.
Sie zwinkerte beiden zu und schloss die Finger um das Schmuckstück.
„Derjenige, der zuerst an meinen Ring kommt“, sagte sie: „Dem schenk ich einen Kuss. Jeder von euch hat dreißig Sekunden für seinen Versuch“.
Der Wuschelkopf lachte und rief: „Nichts leichter als das“, als wäre er im Märchen.
Er griff entschlossen nach der Faust des Mädchens und versuchte sogleich, die Finger auseinander zu drücken. Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen, denn er war ein bisschen grob dabei.
Um so mehr er drückte, umso stärker verkrampfte sich ihre Hand und ehe sich der Junge versah, waren die dreißig Sekunden schon vorbei.
Der Wuschelkopf lockerte seine Finger und schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
Das Mädchen öffnete ihre Hand, atmete kurz durch und besah sich die Farbe des Ringes: Schwarz. Das bedeutete laut Zettel ängstlich. Trotzdem lächelte sie tapfer.
„Darf ich jetzt?“, fragte der Junge mit dem Zopf.
Das Mädchen wandte sich ihm zu und nickte.
Als er ihre Hand berührte, zuckte sie leicht zusammen, da sie glaubte, auch er würde gleich grob werden, doch die Berührung war ganz sanft.
Der Junge sah ihr kurz in die Augen und fragte dann leise: „Würdest du die Hand für mich öffnen?“.
Dabei strich er behutsam über ihre Fingerknöchel.
Fast wie von selbst, öffnete sich da die Faust des Mädchens und gab den Ring frei.
Sie blickte überrascht auf ihre Hand und lächelte. Denn jetzt war der Ring dunkelblau gefärbt.
Das hieß verliebt.
Aber dafür hätte sie eigentlich gar keinen Zettel mehr gebraucht.
2024, Anna Voge
Nicht immer sind es die großen, teuren Geschenke, die die Welt verändern. Manchmal braucht es nur ein liebes Wort oder eine freundliche Geste, um die Hand und das Herz unseres Gegenübers (oder von uns selbst) wie von Zauberhand zu öffnen.
Alles Liebe
Anna
Zwischen Schlaflosigkeit und Magengrummeln – Eine Geschichte aus dem Bauch heraus
Manchmal flüstern Geschichten in der Nacht.
Sie schleichen sich an, wenn Frau nicht schlafen kann, wenn der Bauch rumort und der Kopf einfach nicht zur Ruhe kommt.
Letzten Samstag war genau so eine Nacht für mich – und statt Schäfchen zu zählen, hab ich mir Gedanken gemacht.
“Erfinde irgendwas”, hab ich mir gedacht. “Irgendwas, was hilft”
Und das erste, was mir eingefallen ist, war:
Luftballons…
und dann kamen mir so viele Ideen, dass ich aufgestanden und auf Zehenspitzen zum Schreibtisch geschlichen bin, um meine Gedanken festzuhalten.
(Zugegeben ich bin auch aufgestanden, um mir Fenchelsamen aus dem Gewürzregal zu mopsen – darauf rumzukauen kann wahre Wunder bei Bauchweh bewirken).
Und dann, nach all dem, konnte ich endlich einschlafen.🐑😴💤
Nur….
Am folgenden Tag hatte ich irgendwie keine Muße mehr, die nächtlichen Gedankenschnipsel in eine richtige Geschichte zu packen, doch dann passierten zwei Dinge:
Beim Einkaufen entdeckte ich ganz „zufällig“ einen Luftballon-Stempel (den ich natürlich sofort kaufen musste. Ich liebe Stempel 😅)
Und als ich eine Regenjacke suchte, fand ich darin gleich eine ganze Tüte vergessener Luftballons.
Das waren so viele Zeichen, dass ich das Gefühl hatte, diese Geschichte möchte bitte am besten sofort auf der Stelle geschrieben werden, auch meinem Bauch zuliebe. Also hab ich mich hingesetzt…
Und falls Du jetzt Lust bekommen hast, die entstandene Geschichte zu lesen, um herauszufinden, ob sie auch mit Dir in Resonanz geht…
Machs dir bequem und lass dich inspirieren:
Der Luftballon im Bauch
Die Schüler und Schülerinnen der Klasse 5A saßen gelangweilt herum, als die Referendarin eintrat.
Eigentlich stand Biologie auf dem Stundenplan, doch die junge Frau konnte lediglich Sprachen unterrichten.
Sie überlegte, was sie tun sollte, denn sie hatte noch nicht viel Erfahrung und diese Klasse kannte sie überhaupt nicht.
Sie spürte, wie sich ihr Magen verkrampfte.
Das war nicht gut.
Nervös kramte sie in der Tasche ihrer Jeans nach etwas, das ihr helfen könnte.
Ihre Finger stießen aber nur auf einen vergessenen Luftballon von ihrer kleinen Tochter.
Sie überlegte einen Moment, dann kam ihr eine Idee.
„Wisst ihr was?“, sagte sie laut zur Klasse:
„Heute sprechen wir mal über unser Bauchgefühl.“
Manche Schüler blickten skeptisch, andere gähnten nur oder starrten aus dem Fenster.
Doch die angehende Lehrerin ließ sich nicht beirren.
Sie zog den Luftballon aus der Tasche und begann, ihn aufzublasen.
Jetzt wurden die Schüler und Schülerinnen doch ein wenig neugierig.
Immer weiter blies die Referendarin, bis der Ballon prall gefüllt war.
Dann gab sie ihm einen leichten Schubs mit der flachen Hand und er flog zu den Mädchen in der ersten Reihe.
„Stellt euch vor, das ist euer Bauch. Wie fühlt sich das an?“
„Wie nach zu viel Essen“, sagte ein Mädchen.
„Wie, wenn mich jemand beleidigt hat“, sagte die Andere und zupfte an dem Ballon herum, der ein quietschiges Geräusch abgab.
Und schon hüpfte der Ballon durch die Reihen und zu den ersten Antworten kamen weitere dazu.
„Fühlt sich voll gestresst an. Wie, wenn man zu viele Hausaufgaben hat.“
„Ja! Mein Bauch fühlt sich nach dem Matheunterricht immer so an.“
„Manchmal hab ich so ein Gefühl, wenn ich mich aufrege.“
Ein Junge öffnete den Knoten und ließ langsam Luft aus dem Ballon entweichen.
„Er pupst!“, rief sein Banknachbar und die ganze Klasse lachte.
Die Referendarin schmunzelte.
„Vielleicht hilft es ja dem Bauch, wenn etwas Luft entweicht? Was könnte sonst noch helfen?“
„Sport machen!“, rief ein Mädchen aus der dritten Reihe.
„Sich hinlegen“, sagte ein Junge leise, der sehr müde aussah.
„Tief durchatmen“, sagte ein Mädchen mit wildem Lockenkopf.
„Mit jemandem reden“, fügte ein Junge mit Brille hinzu.
Der Ballon flog wieder zur Referendarin zurück. Sie ließ noch mehr Luft aus ihm entweichen, bis er schlaff zwischen ihren Fingern hing. Jetzt konnte sie darauf herumdrücken und er formte sich um.
„Und wie fühlt er sich jetzt an?“, fragte sie und warf den Luftballon wieder der Klasse zu.
„Leichter.“, sagte ein Mädchen mit Sommersprossen und ein Junge fügte hinzu:
„Nicht mehr so angespannt.“
„Da passt wieder was rein. Gibt`s bald Mittagessen?“, rief ein Mädchen dazwischen.
Wieder lachte die Klasse, doch alle wollten wieder den Luftballon befühlen.
„Wie verliebt. Ein bisschen flau“, sagte in Junge und wurde rot.
Die Schüler und Schülerinnen ließen den Ballon noch eine ganze Weile im Klassenzimmer auf und abspringen. Bliesen ihn auf, ließen die Luft raus und füllten ihn wieder.
Die Referendarin stand da, beobachtete sie und war fasziniert.
Manchmal, dachte sie überrascht, braucht es gar nicht viel, um über die wirklich wichtigen Dinge zu reden. Und sie beschloss, ihrer kleinen Tochter am Nachmittag die selben Fragen, wie dieser Klasse zu stellen.
2025, Anna Voge
Fühl mal nach…
So wie die frei erfundene Klasse 5A mit dem Luftballon gespielt hat, könnten doch auch wir unsere Gedanken und Gefühle mal spielerisch wahrnehmen.
Unser Bauchgefühl spricht zu uns – manchmal leise, manchmal ganz deutlich und eigentlich lohnt es sich immer, mal genauer hinzuhören.
Alles Liebe,
Anna
Von Möwen und Steinen - Eine Geschichte, die Mut macht
Manchmal stehen wir an einer Klippe von Herausforderungen und das buchstäbliche Meer an Möglichkeiten lässt uns zweifeln, ob wir den Sprung wirklich wagen wollen.
Ängste und Unsicherheiten fegen uns wie Windböen um die Ohren und halten uns zurück, obwohl wir tief in uns wissen, dass wir fliegen könnten – wenn wir uns nur trauen würden.
Genau darum geht es in der folgenden Geschichte, in der eine mutige Möwe zur perfekten Trau-Dich-Begleiterin wird.
Von Möwen und Steinen
Eine kleine Möwe stand auf der Klippe und sah hinab, in die tosenden Wellen des Meeres.
Heute sollte sie zum ersten Mal fliegen, doch sie traute sich nicht so recht.
Da kam ihre Schwester zu ihre geflogen und landete neben ihr.
„Was ist los?“, fragte sie.
Die kleine Möwe sah auf und sagte: „Ich fürchte mich. Was ist, wenn ich gar nicht fliegen kann? Wenn ich einfach hinabfalle und wie ein Stein auf den Meeresgrund sinke?“
„Hm…“. Sie überlegte einen Moment sahen beide Möwen ihren Brüdern und Schwestern zu, die über den Wellen ihre Kreise zogen.
„Dann“, sagte die ältere Möwe und breitete selbst ihre Flügel aus, „verwandelst Du dich einfach in einen schwimmenden Stein, paddelst zurück an die Wasseroberfläche – und flatterst davon!“
„Aber Steine können doch gar nicht schwimmen“, protestierte die kleinere Möwe.
„Und Vögel, meine Liebe“, entgegnete ihre Schwester, „fallen auch nicht einfach so vom Himmel“.
Sie stupste die kleine Möwe aufmunternd mit dem Schnabel an.
Und nur kurze Zeit später flogen sie gemeinsam, ganz ohne Mühe in den Himmel.
Anna Voge
Deine Stimme der Ermutigung
Stell dir vor, du hättest eine innere Stimme, die dich so ermutigt wie die Schwester der kleinen Möwe. Was würde sie dir sagen, wenn du an dir zweifelst, und mit welcher Stimme?
Vielleicht hast du ja bereits einen Spruch von einer wunderbaren Freundin oder jemandem aus der Familie im Ohr, der dir Mut macht.
Mein ganz persönlicher Lieblingsspruch ist von einem wundervollen Menschen und er gibt mir immer wieder aufs neue Kraft:
„Probier`s aus, lauf los, auch wenn du Angst hast. Wenn´s gar nix für dich ist, komm ich dich wieder abholen. Aber du musst erstmal loslaufen”
Vielleicht hast du ja auch ein Zitat, ein Lied, einen Spruch, der dir immer wieder in den Sinn kommt, dann ist genau das deine ganz persönliche Mut-Mach-Möwe.
Alles Liebe
Anna