Hummel-Limo / Eine Motivations-Geschichte vom Neudenken und Umdenken
Vermutlich kennst Du den Teil vieler amerikanischer Filme, in denen an irgendeinem Straßenrand Kinder hinter einem Klapptisch Limo verkaufen. Oder?
Auch Mia, aus der folgenden Geschichte möchte das, doch der erhoffte Erfolg bleibt aus – bis sie dem Ganzen einen neuen Namen gibt. Und einen größeren Sinn.
Ich wollte eine Motivations-Geschichte für mich selber schreiben.
Eine Geschichte, die davon handelt, dass es ok ist,
unperfekt zu starten, um dann immer wieder an der Idee zu tüfteln, sie zu verbessern, bis es sich gut anfühlt…
Diese Geschichte ist für dich wenn:
Du eine Geschichte vom Durchhalten und Umdenken suchst
Du Hummeln magst (sind die nicht einfach großartig?)
Du das Gefühl hast, deine Idee findet kein Gehör und du kurz vorm Aufgeben bist (halte durch!)
Du manchmal denkst: „Was bringt das alles eigentlich?“ (sehr viel!)
Du daran glauben willst, dass kleine Dinge Großes bewirken können.
Du Lust auf eine Geschichte mit positivem Mindset hast.
Die Geschichte ist sozusagen eine Lies-mich-wenn-Du-gerade-an-Dir-oder-einem-deiner-Vorhaben-zweifelst-Geschichte.
Passt für dich? Dann lies weiter…
Motivations-Geschichte:
Hummel-Limo
(Lesedauer: ca. 5 Minuten)
Die Luft flimmerte über der Stadt. Die heißen Strahlen der Sonne hatten längst das Zepter des Tages übernommen – dabei war es noch nicht einmal elf Uhr, an diesem Samstag im Juni.
Trotz der Hitze – oder vielleicht gerade deshalb – klappte Mia ihren Campingtisch auf. Direkt unter dem Kastanienbaum vor der Tür, gegenüber der Bushaltestelle. Darauf stellte sie einen Krug mit Zitronenlimonade, ein paar Plastikbecher und ein handgeschriebenes Pappschild mit den Worten:
Limo – 1 Euro.
Sie setzte sich auf ihren wackeligen Hocker, stellte noch ihr rosa Sparschwein als Geldkassette dazu und ließ den Blick erwartungsvoll über die Straße schweifen. Gleich würde bestimmt jemand anhalten, sie anlächeln und einen Becher kaufen. Doch die Menschen hasteten nur mit müden, abwesenden Gesichtern vorbei. Manche waren beladen mit Einkaufstüten. Andere starrten gebannt auf ihre Handys, als wären es kostbare Diamanten, die man ständig neu bewundern müsse.
Aus der Haustür nebenan kam eine Frau, grüßte freundlich und warf einen neugierigen Blick auf das Limonaden-Schild. Eine große Sonnenbrille saß auf ihrer Nase und ein luftiger Strohhut warf bunte Sprenkel auf ihr Gesicht. „Oh, das klingt gut“, sagte sie und zückte einen Euro. Während Mia glücklich ihren ersten Becher füllte, schaute die Frau in die Baumkrone über ihnen.
„Die Bäume haben bestimmt auch Durst“, murmelte die Nachbarin wie zu sich selbst und nahm ihren Becher entgegen. Dann wünschte sie Mia noch viel Erfolg und ging zur Bushaltestelle hinüber.
Einen Augenblick später kam auch schon der Bus. Er bremste und die Türen öffneten sich zischend. Die Frau mit dem Strohhut stieg ein und ein paar andere Menschen stiegen aus. Dann fuhr der Bus wieder los. Zwei Leute, die ausgestiegen waren, wechselten sogleich die Straßenseite und kamen an Mia und ihrem Stand vorbei. Wieder lächelte sie und grüßte freundlich, doch eine Limo kaufen wollten sie nicht.
Mia seufzte und wartete auf die nächsten möglichen Kunden, aber nur vereinzelt hastete jemand an ihr vorbei – und irgendwie hatte keiner Interesse an einer leckeren Limo.
Nach einer Weile strich Mia sich seufzend eine Haarsträhne aus dem sonnengeröteten Gesicht. Sie war so durstig, dass sie sich kurzerhand selbst eine Limo gönnte. Mit dem Becher in der Hand, blickte sie nach oben, wie vorhin die Nachbarin mit dem Strohhut. Der Kastanienbaum über ihr, ließ seine Blätter schlapp und kraftlos herunterhängen. Er wirkte wirklich ein bisschen durstig.
Mia nippte noch mal an ihrer Limo und da sowieso gerade keine Menschenseele etwas kaufen wollte, lief sie kurzerhand ins Haus und holte die Gießkanne aus dem Innenhof. Im Hausflur, da, wo auch der Putzeimer und der Wischmopp fürs Treppenhaus standen, füllte sie die Kanne am Wasserhahn auf. Damit lief sie zum Kastanienbaum und goss den Inhalt an dessen Wurzel aus. Sofort war das Wasser versickert und sie lief noch mal los. Ein paar Mal hin und her. Mia war so konzentriert, dass sie gar nicht merkte, wie jemand das Fenster im Erdgeschoss öffnete.
„Sag mal, spinnst du?“, rief eine Stimme heraus, „Das ist unser gemeinsames Wasser. Wer soll das denn alles bezahlen?“
Mia schreckte zusammen. Die Vermieterin, die im Erdgeschoss wohnte, lugte mit strenger Miene aus dem Fenster. Mia sah erst auf die Gießkanne und dann verlegen zur anderen Straßenseite. Und da blieb ihr Blick an der Reklametafel der Bushaltestelle hängen. Eine verschwitzte Gärtnerin, umringt von einem Schwarm Insekten, hielt dort eine Schaufel hoch. Darüber stand: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Da kam Mia eine Idee. Sie drehte den Kopf zur Vermieterin und grinste: „Ich zahl’s Ihnen
zurück.“ Dann lief sie geschwind zu ihrem Stand, schnappte sich einen Stift, kaute einen Moment darauf herum und schrieb dann ein neues Schild mit den Worten:
Hummellimo – 1 Euro.
Darunter zeichnete sie eine dicke, fette Hummel, die auf einer Blume saß.
Die Vermieterin blickte stirnrunzelnd aus dem Fenster. „Was soll das denn jetzt werden?“
Doch Mia ließ sich nicht beirren. Stattdessen fiel ihr Blick auf das Fensterbrett der Vermieterin, wo ein paar halb vertrocknete Kräuter in Töpfen standen und ihr kam eine weitere Idee. „Darf ich die unter den Baum stellen?“, fragte sie. Die Vermieterin zuckte mit den Achseln. „Die sind eh schon fast vertrocknet, meinetwegen.“
Und während Mia die Pflanzen unter den Kastanienbaum stellte, da, wo sie vorhin die Erde gegossen hatte, blieb eine Frau mit Kinderwagen vor ihrem Stand stehen. „Hummellimo? Was ist denn das Besonderes?“, fragte sie und betrachtete neugierig das Schild.
Mia stand auf. In der Zwischenzeit hatte sie sich einen Spruch überlegt und sagte nun mit leuchtenden Augen: „Hummeln brauchen Nektar. Und Blumen brauchen Wasser. Wo Blumen und Hummeln sind, kommen auch Vögel. Und Vögel brauchen Bäume. Mit jedem Becher Hummellimo, retten Sie alles davon – gleichzeitig!“
Die Frau lächelte anerkennend. „Na, wenn das so einfach ist, dann hätte ich sehr gerne einen
Becher davon.“ Und Mia hüpfte vor Freude in die Luft.
Bald blieb die Frau mit dem Kinderwagen nicht mehr die einzige Kundin. Nach und nach kamen immer mehr Menschen an Mias Stand. Teils schlenderten sie von der Bushaltestelle herüber, teils kamen sie aus der Nachbarschaft. Und viele kauften einen Becher Hummellimo.
Jeder, der seinen Euro in das rosa Sparschwein auf dem Tisch warf, durfte seinen Becher daraufhin selbst aus der großen Gieskanne mit klarem Wasser füllen und über der Erde ausgießen. Manche gossen das Wasser in die Kräutertöpfe, andere direkt an die Wurzel des Baumes. Ein Nachbarkind kam mit seiner Oma vorbei und brachte sogar eine eigene, kleine Gießkanne mit.
Als der Abend nahte, hatten sich die Kräuter in den Töpfen sichtlich erholt und die Vermieterin trat vor die Haustür. Stirnrunzelnd beäugte sie ihre Pflanzen und sagte: „Verrückt. Ich dachte, die wären schon tot.“ Sie ging näher ran und bestaunte die kleinen Blüten auf einem Rosmarinstrauch – und da, tatsächlich, brummte eine Hummel heran und ließ sich auf dem Strauch nieder. Zusammen mit Mia beobachtete sie, wie das Insekt seinen Rüssel vorsichtig in eine Blüte steckte.
„Es hat geklappt!“, rief Mia und klatschte in die Hände. Sie sprang lachend zu ihrem rosa Sparschwein, schüttelte es und es klimperte verheißungsvoll darin. Sie reichte das Schwein der Vermieterin und sagte: „Und das sollte für die Wasserrechnung reichen.“
Da lachte auch die Vermieterin und sagte: „Lass mal gut sein. Irgendwie hat mich dein Spruch mit den Hummeln doch ein bisschen nachdenklich gemacht.“
Anna Voge, 2025
Ich wünsch Dir Mut zum Umdenken
Nicht immer müssen wir alles wissen und alles können, bevor wir beginnen.
Du musst nicht perfekt starten. Ich auch nicht :) Wir dürfen ausprobieren, stolpern, umdenken, und wenn nötig einen Kopfstand machen – und dabei, vielleicht ganz nebenbei und unbemerkt entdecken, was wirklich zählt - wie Mia mit ihrer Hummellimo.
Dabei wünsch ich Dir viel Freude.
Alles Liebe,
Anna
Kennst Du schon die Flausenpost plus Briefmarke?
Die Flausenpost ist ein monatlicher liebevoller Brief, der mit einer frischen Geschichte direkt zu Dir nach Hause kommt.
Die Geschichte Hummellimo gab es in der Flausenpost Nr. 4.
Mehr Infos dazu gibt es hier :